Wappen Home Home1
 
 
Home
Aktuell
Familie
Foto Archiv
Downloads
Links
Kontakt
 
 
 

Maria - sündlos?
 
 
von Titus Vogt

Daß Maria, die Mutter Jesu, selbst sündlos war und blieb, ist zwar aktuelle katholische Theologie, aber nicht biblische Lehre. Nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift gibt es nur einen einzigen Menschen, der sündlos war - Jesus Christus (2Kor 5,21; Hebr 4,15; 7,26; 1Petr 2,22). Auch Maria als "Begnadigte"1 bedurfte der Gnade Gottes in der gleichen Weise wie wir. Auch sie hat Gott "mit seiner herrlichen Gnade" begnadigt, "mit der er uns begnadigt" hat (Eph 1,6; hier steht für "begnadigen" im griechischen Text das gleiche Wort wie in Lk 1,28). Auch in der alten Kirche finden sich deutliche Zeugnisse dafür, daß man selbstverständlich von der Sündhaftigkeit Marias ausging. So schreibt z.B. der Kirchenvater Chrysostomos zu Mt 12,46-50:

    "Denn das, was sie tat, entsprang allzu großer Eitelkeit. Sie wollte vor dem Volke zeigen, dass sie Macht und Autorität über ihren Sohn besitze, obgleich sie noch nicht die geringste Ahnung von seiner Größe besaß. Deshalb kam sie auch zur Unzeit daher."2

Auch daß Maria sogar schon ohne Erbsünde geboren worden sei, ist bloßes Postulat und Konstrukt einer entsprechenden katholischen Lehre, aber nicht biblischer Befund. Damit Jesus selbst ohne Erbsünde, aber dennoch ganz leiblich (also "ins Fleisch") geboren werden konnte, bedurfte es nicht einer erbsündlosen Mutter. Wäre dies Bedingung, müßte man das ganze Problem nämlich nicht nur eine Generation zurückverlegen, sondern im Grunde bis zu Eva - und spätestens hier würde diese These bekanntlich scheitern. Wenn Anna, die Mutter Marias, Maria durch ein Wunder Gottes ohne Erbsünde hätte gebären können, warum sollte ein solches Wunder nun ausgerechnet bei Maria nicht möglich sein? Das leuchtet nicht ein. Nein, die Frage nach der nicht vorhandenen Erbsünde bei Jesus wird am ehesten in Joh 3,6 angesprochen, dort aber gerade mit der Zeugung durch den Geist begründet. Die Tatsache, daß Jesus also keinen menschlichen Vater hatte, scheint also der springende Punkt zu sein. Warum das so ist, und warum die Sündhaftigkeit der Mutter keine Rolle spielte, kann dabei getrost offenbleiben, ist doch die Geburt Jesu insgesamt in vielfacher Hinsicht ein großes Wunder.

Daß Maria nach Lk 1,48 "selig gepriesen" werden soll, ist biblische Wahrheit. Allerdings ist dieses "Seligpreisen" meilenweit von dem entfernt, was in katholischer Lehre und v.a. Frömmigkeit darunter verstanden wird. Denn das ist häufig genug faktische Anbetung, die bekanntlich ausschließlich Gott zukommen darf (vgl. Mt 4,10; Off 19,10; 22,9). Vielmehr werden in der Bibel, namentlich im Neuen Testament viele Menschen "selig gepriesen", die nach Gottes Willem leben (vgl. dazu die eben so genannten Seligpreisungen in Mt 5,3-11; aber auch Mt 13,16; Lk 6,20-22; 10,23; 11,28; 12,37f; Joh 13,17; 20,29; Röm 4,7; 1Petr 3,14; 4,14; Off 14,13; 19,9; 22,14).


Fußnoten:

1 Auch die katholische Einheitsübersetzung übersetzt so. Aber selbst wenn man in Lk 1,28 "voll Gnade seiend" übersetzen wollte, wäre das inhaltlich dasselbe, denn daß Stephanus ein Sünder war und der Gnade bedurfte bezweifelt niemand, obwohl es von ihm wörtlich heißt, daß er "voller Gnade" war (Apg 6,8).

2 Johannes Chrysostomos, Homilien zum Matthäusevangelium, Homilie 44; zitiert nach http://christen-folgen-jesus.de/deutsch/g_maria.html (27.04.2004)