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Stammbaum Jesu in Lukas 3,23
 
 
von Titus Vogt

War Eli möglicherweise der Schwiegervater des Josef?

1. Was steht im Grundtext?

Die Elberfelder übersetzt formal korrekt: "Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreißig Jahre alt, als er auftrat, und war, wie man meinte, ein Sohn des Josef, des Eli," Wenn man es von der Wortstellung noch formaler übersetzen wollte, würde es heißen: "... und war ein Sohn - wie man meinte - Josefs, des Eli, [24] des Mattat, des Levi ..." Das heißt: Alle Namen nach Josef (ab Eli) sind lediglich im Genitiv (Genitivartikel + Name im Genitiv) aneinandergereiht.

2. Auslegung:

Für die Frage, was das denn nun praktisch heißt, muß man einerseits die damaligen Sprachgewohnheiten und andererseits gesetzliche Regelungen mit berücksichtigen.

a) Sprachgewohnheiten:

Eine Genitivverbindung kann zunächst bedeuten, daß die folgende Person der unmittelbare Vorfahre (z.B. der wirkliche, leibliche Vater) der vorher genannten Person ist. Dann ist der Ausdruck gleichbedeutend mit "Sohn (oder Tochter) des ..." - im unmittelbaren Sinne.
Es kann aber auch bedeuten, daß die folgende Person ein nicht unmittelbarer (oft entfernter) - in der Regel bedeutender - Vorfahre ist. Dieser zweite Sprachgebrauch findet sich auch bei Ausdrücken, wie "Jesus, Sohn Davids" oder "Kinder Abrahams" (so nannten sich die Juden z.Z. Jesu gern selbst).

b) Gesetzliche Regelungen:

- Leviratsehe (oder Schwagerehe) (5. Mose 25,5ff)
Wenn ein Mann starb und hatte keine Söhne, heiratete die Witwe ihren Schwager. Der erste Sohn aus dieser neuen Ehe galt dann gesetzlich als Sohn des verstorbenen Mannes. Eine Auslegungsmöglichkeit für Lk 3,23 gibt uns der um 230 n.Chr. schreibende christliche Arzt Julius Afrikanus (der sich in Palästina bei damals noch lebenden Nachkommen Josefs hat erkundigen können): Jakob, der leibliche Vater Josefs (vgl. Mt 1,16) heiratete die Mutter Josefs nach dem Gesetz über die Leviratsehe, weil sein Bruder Eli, der erste Mann der Mutter Josefs, ohne Kinder zu hinterlassen, gestorben war. Somit ist nach 5. Mose 25,6 Josef dem Gesetz nach ein Sohn Elis, obgleich er leiblich ein Sohn Jakobs ist.
Dann wäre 'nur' noch zu erklären, warum die Stammbäume vor Eli bzw. Jakob unterschiedlich sind. Denn wenn Eli und Jakob Brüder wären, müßten die Stammbäume gleich sein. Wenn allerdings Eli und Jakob nur Halbbrüder gewesen sind mit unterschiedlichen Vätern, ist der Unterschied der Genealogien in Mt 1 und Lk 3 selbstverständlich.

- Gesetz über die Erbtöchter (4Mose 27,8; Neh 7,63)
Daß Maria bei der Volkszählung mit nach Bethlehem reiste, ist möglicherweise ein Hinweis darauf, daß sie eine Erbtochter war. Der Mann einer Erbtochter mußte sich in das Geschlecht ihres Vaters einschreiben lassen und hatte dadurch quasi zwei "Väter" (seinen leiblichen und seinen Schwiegervater). (Konsequenzen für die Auslegung: siehe im nächsten Punkt)

- Frau am Ende einer Genealogie = unmöglich
Es gab bei den Juden z.Z. Jesu eine Regelung, die es ihnen nicht erlaubte, einen Stammbaum mit einer Frau zu beenden. Endete die Linie mit einer Tochter, wurde immer der Name ihres Ehegatten an der Stelle ihres eigenen Namens eingesetzt. Der Ehemann wurde somit beschrieben als Sohn ihres Vaters.
Trifft letzteres zu, hieße das, daß der Stammbaum bei Lukas der Stammbaum Marias wäre. Dies würde auch mit Hinweisen aus rabbinischen Quellen übereinstimmen, nach denen der Vater Marias Eli hieß.
Vertritt man dies Auslegung, wäre es inhaltlich korrekt, Lk 3,23 sinngemäß zu übersetzten: "... Jesus ... wurde für einen Sohn Josefs gehalten. Dessen Schwiegervater hieß Eli."

3. Konsequenzen:

Neben den oben genannten Auslegungsvarianten gibt es noch weitere. Jede Überlegung hat mehr oder weniger für sich. Auch wenn wir nicht mehr 100%ig klären können, wie das verwandtschaftliche Verhältnis zwischen Josef und Eli gewesen ist, scheint mir aber Eines klar: Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten aufgrund des damaligen Sprachgebrauchs und verschiedener rechtlicher Regelungen, Lk 3,23 'trotz' Mt 1,16 sehr sinnvoll zu erklären. Daß sich Matthäus oder Lukas einfach nur geirrt haben sollten, scheint mir die bei weitem am wenigsten plausibelste Erklärung.