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Wiedertaufe eines ‚Wieder-Bekehrten'?
 
 
von Titus Vogt

Fragt man zunächst nach einem neutestamentlichen Statement, ist die Antwort schnell klar: Im NT haben wir nicht den geringsten Ansatz - weder theologisch (durch Lehraussagen) noch praktisch (durch entsprechende Berichte) - für eine Praxis, daß ein Christ, der Buße getan hatte, getauft wurde, Teil der Gemeinde war, schwer gesündigt hatte und aus der Gemeinde ausgeschlossen wurde, nach erfolgter Buße erneut getauft worden wäre. Da das aber nicht irgendeine Frage ist, sondern es um eines der beiden zentralen Symobole der christlichen Gemeinde schlechthin geht, sollte man eigentlich dazu etwas erwarten dürfen. Zualledem gibt es durchaus Beispiele, wo eine solche ‚Wiedertaufe' (das wäre sie doch - im wahrsten Sinne des Wortes - oder nicht?) - wenn denn biblisch - auch angebracht gewesen wäre. Erinnern wir uns an den ‚guten' Mann in 1Kor 5, der ein ehebrecherisches Verhältnis mit seiner Stiefmutter hatte, woraufhin Paulus den Ausschluß aus der Gemeinde fordert, weil nichts anderes mehr gefruchtet hat. Dabei blieb es aber nicht. Vielmehr tat der Sünder offenbar Buße und Paulus mußte nun die Korinther erneut ermahnen, diese auch an- und den Bruder deshalb wieder aufzunehmen (2Kor 2). Von einer erneuten Taufe - als Taufe im Vollsinn des Wortes oder als Zeichen der ‚Tauferneuerung' - ist weit und breit nichts zu lesen.

    Die in Apg 19 erwähnte Taufe, kommt als Parallele nicht in Betracht, geht es dort doch entweder zwar formal um eine zweite Taufe - dann aber um eine Johannestaufe und eine christliche Taufe1 -, oder es geschieht gar keine Taufe, sondern es wird ‚nur' die seinerzeitige von Johannes erwähnt, diese gleichzeitig als "auf den Namen Jesu" geschehen interpretiert und somit anerkannt2.

Zurück zur Ausgangsfrage: So weit ich weiß, praktiziert besagte Gemeinde in Pensacola die Wiedertaufe (ich nenne es jetzt einfach mal so) aufgrund eines konsequent zu Ende gedachten Arminianismus, also aufgrund der Überzeugung, eine Christ könne tatsächlich völlig vom Glauben abfallen, damit sein Heil verlieren und so wieder zu einem ‚ganz normalen' Heiden werden. Wäre dem so, würde eine erneute Taufe nach vorheriger Buße nicht einer gewissen Logik entbehren. (Man wundert sich fast, daß das schlußendlich soooo wenige Gemeinden [um nicht zu sagen: fast keine - auch kirchengeschichtlich ist eine solche Praxis sehr singulär] praktizieren, ist doch die zugrundeliegende Lehre im evangelikalen Raum durchaus breit vertreten ...) Vertritt man andererseits die Überzeugung, daß ein wahrhaft Wiedergeborener nicht wirklich bzw. vollständig vom Glauben abfallen kann, sondern tatsächlich "Gottes Gnade immer da gewesen" ist, erübrigt sich eigentlich die Frage. Dann kann man schlicht bei dem bleiben, wie uns die Bibel die Taufe darstellt, nämlich als das einmalige und (prinzipiell) am Anfang stehende Bundeszeichen des Neuen Bundes - so ist im Grunde auch die völlig einmütige Sicht aller Kirchen aller Zeiten (ich weiß, daß ist an sich noch kein Argument, aber interessant ist das schon).

Gleichwohl ist die Frage nach einem geeigneten äußeren Zeichen für eine erneute ‚große Buße' mehr als berechtigt. Biblisch gesehen käme dafür am ehesten das Abendmahl in Frage, ist es doch das immer wiederkehrende Bundeszeichen, wodurch unser - in der Taufe äußerliche dokumentierte - Bund mit Gott immer und immer wieder neu deutlich gemacht wird. (Das ist sicher nur ein Aspekt des Abendmahles.) So ist der Gedanke, eine Gemeindeglied bei schwerer Sünde und unbußfertigem Herzen vom Abendmahl auszuschließen, ein biblisch durchaus sinnvolles Mittel. Da die Freikirchen vielfach leider nur eine halbwegs ‚dünne' Abendmahlstheologie haben, ist dieser Aspekt kaum im Blick.


Fußnoten:

1 Aber eine solche Situation haben wir heute logischerweise nicht mehr, da das seinerzeit zweifellos eine heils-geschichtlich einmalige Situation war.

2 So einige Exegeten - rein vom griechischen Text her scheint das eine prinzipiell durchaus denkbare Möglichkeit zu sein - wenn auch zugegebenermaßen eine mindestens im ersten Moment ungewohnte; Apg 19,5 würde dann noch direkt zu V. 4 gehören, also, als sie damals Johannes predigen hörten, daß sie an Jesus glauben sollten, ließen sie sich damals "auf den Namen des Herrn Jesus" taufen, erst mit V. 6 wäre man wieder in der Gegenwart.